Skiing

Chamonix III – So groß und doch so klein

by Vreni vom Berg, 07 Jun 2016

Der dritte und letzte Teil der Chamonix Trilogie – bis zum nächsten Abenteuer in den französischen Alpen.

Alltag in Chamonix

Es ist ein teures Pflaster, dieser Ort in den französischen Alpen. Mein Alltag bestand darin mit geschlossenen Augen meinen Skipass zu bezahlen, Abenteuer zu erleben und am Abend so müde ins Bett zu fallen, dass ich weder wusste, wie ich heiße noch warum ich das meinem Körper antue. Genauso mag ich es!

Verstaubte Bücher und lodernde Leidenschaft

Die Berge haben etwas Altbekanntes ausgelöst. Es hat sich angefühlt, als ob man ein altes Lieblingsbuch wiederentdeckt. Lange Zeit ist es im hintersten Winkel des Regals verstaubt. Täglich sieht man es, nimmt es aber nicht war. Doch dieser Tag ist anders – man sieht es. Nimmt das verstaubte Buch in die Hand und bläst vorsichtig, mit spitzten Lippen, den Staub vom Buchrücken. Während sich die Staubpartikel verteilen, erinnert man sich an die Geschichte und an das Gefühl, dass man hatte, als man es gelesen hat. Das war Chamonix für mich. Ein altes vertaubtes Lieblingsbuch, dass an den Augenblick erinnert hat, an dem ich mich zum ersten Mal in die Berge verliebt habe.

Verlorene Skitour-Mojo

Dieser Absatz könnte jetzt das Blaue vom Himmel versprechen… Wie schön die „unberührte“ Natur, die Stille bla bla bla… Um ehrlich zu sein, skitouren ist anstrengend. Der Schweiß tropft und die Muskeln sind alles außer entspannt. An manchen Tagen ist man Superman, an deren 3000Jahre alt… Dieser letzte Tag in Chamonix war ein 3000Jahre alter Tag. Mein Körper hasst mich, vor allem nach einem ziemlich bösen Sturz vom Vortag. (Der Pharmaindustrie an dieser Stelle ein Dank für die Schmerzmittel!) Ich keuche, das Kopfradio läuft auf Hochtouren und die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel. Skitour-Mojo, wo bist du?!

So groß und doch so klein – die Geschichte hinter einem Bild

Ich bleibe stehen. Den Blick immer noch stur nach oben gerichtet. Mein Oberkörper rastet vornübergebeugt auf den Stöcken. Das Atmen fällt schwer. Der vom Sturz angeschlagene Körper streikt. Der Puls kommt runter. Ich richte mich auf und schaue zurück. La Vallée Blanche zu meinen Füßen, rechts Aguille du Midi, links der höchste (oder zweithöchste, je nachdem) Berg Europas Mont Blanc… Riesige Berge, die vom dicken blauen Eis bedeckt sind. Unter mir ist Jesse.

Dieses Bild ist der Moment in dem mir bewusst wurde, wie groß und doch so verdammt klein wir sind! Wir Menschen sind im Großen ganzen ein nichts und trotzdem ist unser Einfluss erschreckend. Was wäre wenn…